Viele wache innere Schiedrichter und Schiedsrichterinnen an der Grundschule Ramspau – unsere Aktion ‚Stark und fair‘

Gleich zu Beginn ein Statement von Max:

Im Zeitraum von 03. bis einschließlich 10. Februar hatten wir wieder das Glück, das Stark+Fair-Training mit all unseren 3/4-Klassen hier an der Grundschule Ramspau durchzuführen. Es handelt sich dabei um ein Sozialkompentenz-Training, in dem an einem fairen Umgang miteinander gearbeitet wird. Hierfür gibt es vier verschiedene Kernbegriffe: den „inneren Schiedsrichter“ bzw. die „innere Schiedsrichterin“ (steht für das persönliche Fairnessempfinden), die „Fernbedienung“ (hier wird den Kindern vermittelt, dass sie die Freiheit haben, sich selbst zu steuern), den „Gartenzaun“ (symbolisiert den persönlichen Bereich jedes*r Einzelnen, der respektiert werden sollte und auch eingefordert werden darf) und die „Stärkedusche“ (eine Art Komplimente-Runde).

Alle Kernbegriffe werden anhand von Spielen und Übungen erläutert und gemeinsam mit den Kindern eingeübt. Das Training lebt davon, dass wir uns viel bewegen und die Gesprächsrunden möglichst kurz halten. Das ist vermutlich auch einer der Hauptgründe, warum die Kinder uns Trainer*innen in der Früh häufig schon voller Vorfreude im Klassenzimmer erwarten! Dennoch werden die wichtigsten Dinge zu den Kernbegriffen besprochen, damit die Kinder beispielsweise lernen, welche Werkzeuge sie in herausfordernden Situationen einsetzen können. Manchmal sind wir als Trainer*innen überrascht, wie vertrauensvoll uns die Kleingruppe in den Gesprächsrunden begegnet. Alberto Taliercio – der Inhaber von Temprament Team, der auch selbst als Trainer an den Schulen arbeitet – war sichtlich gerührt von der Besprechung mit seiner Jungsgruppe an einem seiner Trainingstage. Er geht davon aus, dass immer wieder Kinder ins Nachdenken kommen und leichter von eigenen Erfahrungen berichten können, wenn er sich auf Augenhöhe mit den Kindern begibt; und dass sich ein neuer Raum für einen vertrauten Austausch eröffnen kann, sobald er z.B. persönliche Erlebnisse aus seiner eigenen Kindheit mit den Schüler*innen teilt.

Da Stefanie Horst und ich (Verena Probst) sowohl als Jugendsozialarbeiterinnen an dieser Grundschule tätig sind als auch selbst als Stark+Fair-Trainerinnen arbeiten, konnten wir dieses Jahr unsere „Bezugsklassen“ hautnah im Training erleben. Es ist immer herzerwärmend, wenn alle Beteiligten (Kinder, Lehrerinnen und Trainer*innen) spürbar mitfiebern, ob die Klasse z. B. die Aufgabe der „Schluchtüberquerung“ gemeinsam im dritten Versuch meistert – oder ob sie an der Aufgabe scheitert und wir im Anschluss mit den Kindern besprechen, welche Stärken von Einzelnen oder aber der gesamten Klasse trotzdem zu beobachten waren oder welche Erkenntnisse sie hieraus für die nächsten Herausforderungen mitnehmen könnten.

Denn auch dies ist ein zentrales Element unseres Trainingsansatzes: wir wollen den Blick immer wieder gemeinsam auf die positiven Dinge richten! Um zu viele Beschwerden zu vermeiden – denn sich „beschweren“ gibt schon einen Hinweis darauf, dass das Miteinander dadurch „schwerer“ wird – stellen wir Trainer*innen nach vielen Spielerunden zunächst einmal die Frage: „Was lief gut bzw. fair?“ Die Kinder sollen dadurch lernen, vorhandene Ressourcen zu erkennen und sich gegenseitig auch mal ein Kompliment zu machen. Im zweiten Schritt wird dann nach Wünschen gefragt, worin sich der lösungsorientierte Ansatz des Trainings zeigt: Wenn etwas Unfaires passiert ist, wollen wir keine „Schuldigen“ suchen, sondern den Schüler*innen vielmehr vermitteln, wie sie ihr Bedürfnis auf respektvolle Weise kommunizieren können.

Mich persönlich hat es total gefreut zu sehen, dass es manchen Kindern schon sehr leicht fällt, hier einen Lösungsvorschlag in Form eines Wunsches an das betreffende Kind zu richten. Hierbei hat sich gezeigt, dass die Erarbeitung der Themen aus unserem Projekt „Die Superheldenschule“ bereits Früchte trägt, welches die Lehrkräfte an der Grundschule Ramspau im Schulalltag umsetzen; und dass das Stark+Fair-Training nur dann nachhaltig wirken kann, wenn die Lehrerinnen, wir als Jugendsozialarbeiterinnen und Sie als Eltern mit den o. g. Kernbegriffen weiterarbeiten und diese in das alltägliche Miteinander integrieren.

Da die Organisation des Stark+Fair-Trainings einen erheblichen Aufwand für die Schule darstellt (z. B. Anwesenheit der jeweiligen Klassenlehrerinnen ermöglichen, Vertretungspläne erstellen, Schulturnhalle freihalten), wollen wir noch einmal DANKE an Frau Müller und alle Beteiligten von Schulseite sagen, die dieses Training möglich gemacht haben. Ein herzliches DANKESCHÖN gilt außerdem der Marktgemeinde, dem Elternbeirat, dem Landratsamt und Ihnen als Eltern für die Finanzierung des Projekts!

Wir hoffen, dass eine Durchführung auch im nächsten Jahr wieder finanziell gestemmt werden kann. Wenn Sie Personen oder Betriebe kennen, die uns auch in den kommenden Jahren bei der Projekt-Finanzierung unterstützen können, kommen Sie gerne auf uns zu! Gemäß der Rückmeldung aus dem Kollegium und den Aussagen einiger Schüler*innen am Ende des Trainingstages scheinen die Kinder einem Stark+Fair-Projekt im nächsten Jahr bereits entgegenzufiebern.

Verena Probst – Jugendsozialarbeiterin an unserer Schule

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